Priorisierung von Investitionsmaßnahmen im Krankenhaus

Heute ein Diskussionsbeitrag zur Frage, wie wir Investitionsmaßnahmen im Krankenhaus sauber priorisieren können. Die Verantwortlichen erleben täglich (und insbesondere in der Planungsphase für den Wirtschaftsplan) den Spagat zwischen knappen Mitteln, wachsendem strategischem Anspruch, hohem medizinischen Bedarf – und juristisch zwingenden Auflagen.

Der Rahmen: Die Bundesländer sind gesetzlich verpflichtet, Investitionen zu finanzieren – faktisch sind die Krankenhäuser in Deutschland seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert.

Wie lässt sich der fast zwangsläufig in den Führungsebenen entstehende Konflikt um die knappen Mittel abfedern? Durch ein strategisches, normativ anschlussfähiges Scoring-Modell, mit dem die notwendige Transparenz und Akzeptanz der Investitionsentscheidungen erreicht wird.

Investitionen werden systematisch bewertet – zwingende rechtliche Vorgaben werden vorrangig behandelt: Scoring-Modell mit 7 Kriterien (die jeweils 0–5 Punkte erhalten)

Kriterium / Bezug / Beispiele

1. Medizinischer Nutzen / Strukturqualität 
G-BA-Vorgaben, Struktur-OPS, PPP-RL, Patientensicherheit und -komfort

2. Wirtschaftlichkeit / ROI / Finanzierbarkeit
Einsparpotenzial, Amortisation, Erlössteigerung

3. Förderfähigkeit / Programmanschluss
Übereinstimmung mit dem mittelfristigen Investitionsplan, Förderfähigkeit z.B. aus Transformationsfonds, KHZG (drohende Budgetkürzungen?)

4. Umsetzungsreife
Planungsstand und Realisierbarkeit, Baugenehmigung

5. Strategischer Fit
Bezug zur Portfolio-/Leistungsgruppenstrategie, Digitalstrategie

6. Betriebsfolgekosten / Risiko
Betriebs- und sonstige Folgekosten, z.B. Schulung, Personalbedarf

Gesetzlicher oder regulatorischer Zwang

Auflagen von Bauaufsicht, Gesundheitsamt, Arbeitsschutz, TÜV, Aufsichtsbehörde etc.
Prioritätsregel: Liegt ein gesetzlicher oder behördlicher Zwang vor → automatische Höherpriorisierung, außerhalb des regulären Scorings. Alle anderen Investitionen durchlaufen das normale Scoring-Verfahren.

Override-Mechanismus für die Klinikleitung

Für strategisch besonders relevante, aber im Score schwache Projekte kann der Vorstand/die Geschäftsführung einen „Executive Override“ aussprechen.
Bedingungen: formale Begründung & Risikodarstellung, Dokumentation, maximal 1 Override pro Quartal.

Die Punktelogik für Investitionen führt zu einem Ranking im gegebenen Finanzierungsrahmen.
„Zwangsmaßnahme“? → automatisch „hohe Priorität“

Fazit:

Gute Investitionssteuerung verbindet:
✔ strategische Planung
✔ betriebswirtschaftliche Rationalität
✔ rechtliche Notwendigkeit
✔ politische Förderrealität und
✔ last but not least unternehmenskulturellen Anspruch

Wie strukturieren Sie Ihre Investitionsentscheidungen? Gibt es in Ihrer Klinik ein Scoring-Modell?

Autor: Andreas Weiß (Vorstandsmitglied DVKC e.V. / Mitgründer und Gesellschafter ETS ConHealth)